Ulrich Schödlbauer: Macht ohne Souverän. Die Demontage des Bürgers im Gesinnungsstaat |
Ulrich Siebgeber: Der Stand des Vergessens
Kolumne für Globkult
Zur Ökonomie der Illusion
Die Ökonomien der Illusion und des Vergessens sind eins.
Dienstag, 5. Februar 2019
Macht ohne Souverän
Sonntag, 8. Juli 2018
Fac ten Chek oder Die Parole. Erzählung
General Pe Ting lag auf dem Sterbebett.
Fac ten Chek betrachtete seine rissigen Hände.
»Der Westen ist etwas, das überwunden werden muss«, dozierte die brüchige Stimme des Generals bar jeder Überzeugungskraft.
Fast machte es sie unwiderlegbar.
– Warum ist etwas und nicht nichts? brütete Fac ten Chek.
https://iablis.de/acta-litterarum/ex-acta/ulrich-schoedlbauer/fac-ten-chek-oder-die-parole
Montag, 23. April 2018
Samstag, 21. April 2018
Samstag, 14. April 2018
Dienstag, 20. März 2018
Donnerstag, 13. Juli 2017
Die Weltenretter und ihr Eigentum
Zunächst: Nichts ist passiert. Keinem Regierungschef der G20 wurde ein Haar gekrümmt, keines der zahllosen mit angereisten Delegationsmitglieder musste irgendein durch Fremd- oder Selbsteinwirkung entstandenes Ungemach erleiden, das kritikwürdig oder auch nur -fähig genannt werden könnte, kleinere Unpässlichkeiten, entstanden durch Alkoholgenuss oder falsche Kost oder nächtliche Eskapaden, tangierten nicht das allgemeine Bewusstsein.
Freitag, 30. Juni 2017
Pfötchengeben mit Trauzeugin
Dass Ehe und Familiengründung durch Zeugung von Nachwuchs nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben, erhellt besonders anschaulich § 1307 BGB, der lautet: »Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Verwandten in gerader Linie sowie zwischen vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern. Dies gilt auch, wenn das Verwandtschaftsverhältnis durch Annahme als Kind erloschen ist.« Paragrafen lassen sich ändern, das ist wahr, aus parlamentarischer Inzucht folgt, jedenfalls in ein und derselben Legislaturperiode, weder logisch noch sachlich die biologische.
Dienstag, 20. Juni 2017
Phil & Phob. Islamexperten unterwegs
Jeder kennt sie, die Mitreisenden, deren lautstark geführtem Gespräch niemand im Abteil entrinnen kann. Diese zwei, ich nenne sie Phil & Phob, reisten, wie es aussah, ohne Gepäck. Sie tranken Kaffee aus Pappbechern und scherten sich nicht um die verkniffenen Gesichter in ihrer Umgebung. Niemand holte den Schaffner. Nur eine Mutter musterte sie erschrocken und zog ihr Kind mit sich fort. Es herrschte Meinungsfreiheit.
Samstag, 17. Juni 2017
Ach Helmut –
leicht fällt es mir zuzugeben, dass ich dich noch niemals geduzt habe, auch nicht gedenke, es ein weiteres Mal zu tun. Aber nun, da du tot bist und es mit aller Siezerei ein Ende hat, soll es einmal so sein. Nein, du hast mir nicht imponiert, damals, als du dein Amt als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland das erste Mal antratest, deine ›geistig-moralische Wende‹ schielte allzu sehr auf die geistig und moralisch zu kurz Gekommenen, und deine Sprache… Ich würde gern über deine Sprache sprechen, doch etwas hindert mich daran, es zu tun. Was könnte das sein? Ja, sie war mir peinlich, nicht mir allein, sie war damals vielen peinlich, die etwas von öffentlicher Sprache, überhaupt von Sprache verstanden. Kein deutscher Kanzler hat vor dir so gestammelt, sich so im Metapherngewirr verheddert, so schräg formuliert – heute, vor dem Hintergrund dessen, was sich in deiner Nachfolge eingerichtet hat, liest sich das meiste davon ganz passabel, vor allem vernünftig, es hat, historisch gesehen, an Vernunft gewonnen, was es an Plattheit … nein, nicht eingebüßt hat, da sei der Sprachgeist Goethes, Heines und Helmut Schmidts vor. Was dann?
Dienstag, 13. Juni 2017
Deutschland En Marche!
Das Bismarck-Wort vom mangelnden zivilen Mut der Deutschen macht wieder die Runde. Dabei wird es durch den bloßen Augenschein widerlegt. Zu keiner Zeit haben Leserbriefschreiber in Nachkriegsdeutschland – im Netz vornehm ›Kommentatoren‹ genannt – die Artikelschreiber der Mainstream-Medien so couragiert und energisch auf ihre journalistische Sorgfaltspflicht und die eklatanten Mängel ihrer Weltbeschreibung – von anderen Defiziten abgesehen – hingewiesen wie heute. Zu keiner Zeit allerdings sind ihre Auslassungen so vehement an der vornehmen Gleichgültigkeit der schreibenden Zunft abgeprallt wie heute – was sich leicht durch deren heroischen Kampf gegen das Gespenst namens ›Populismus‹ erklärt, dessen Hauptsünde darin besteht, dass er dem Volk aufs Maul schaut und ihm, wann immer es passt, nach dem Maul redet.
Freitag, 2. Juni 2017
German Hetze
Ich bin es leid, mit Trump-Kritikern über Trump zu diskutieren. Warum? Weil sie nicht über Politik reden wollen, sondern über Trump.
Ich sehe keinen Grund, weshalb ich über Trump diskutieren sollte. Ich kenne den Mann nicht, bin ihm nie begegnet. Ich habe keinen Grund, auf ihn sauer zu sein. Er hat mir keinen Gebrauchtwagen verkauft, er hat mir keine Frau ausgespannt, er hat mich nicht betrogen, ich habe seine Universität nicht besucht – und wenn schon, sie wäre nicht schlechter gewesen als andere auch in God’s own country.
Freitag, 26. Mai 2017
Die Katze lässt das Mausen nicht oder: So gewinnen wir die Wahl!
Wenn ich, Siebgeber, mich einst dessen brüstete, den letzten nichtkomponierten Udo-Lindenberg-Schlager geschrieben zu haben, der das Zeug zum Welt-Bestseller besaß, so mache ich mich heute anheischig, dem Wahlprogramm einer der im Bundestag vertretenen Parteien (ich verrate nicht, welche, und rechne auf den gesunden Selbsterhaltungsdrang ihrer Spitzenpolitiker) die dringend benötigten Glanzlichter aufzusetzen. Keiner drängt sich zu so einer Arbeit, aber wie der Wattprediger zu heucheln pflegt: Wat mutt, dat mutt.
Freitag, 19. Mai 2017
Die USA schulden der Welt eine Regierung
Schulden sie? Schulden sie der Welt irgendetwas? Nun ja, es gibt Gläubigerstaaten, die darüber genaue Bilanzen führen. Aber eine Regierung? ›America first‹ hieß die Wahlparole des amtierenden Präsidenten und alle Welt, allen voran die jetzige Opposition, schüttete sich darüber aus. »Amerika steht in der Verantwortung« tönte es von diesseits des Atlantik, bevor man seine Aufwartung machte, manches Statement klang hässlicher, weit hässlicher, aber das scheint, wie üblich, bereits halb vergessen. Mancher nicht ganz Gedächtnislose hat noch die Stimme Obamas im Ohr, der sein Amerika auf den american exceptionalism einschwor, das gott-, natur-, macht-, ideen-, präsidentengegebene Recht, überall auf dem Planeten einzugreifen, ohne sich darin durch bestehende Verträge, Völkerrecht und gute Sitten lange aufhalten zu lassen, wenn … was es erforderlich macht? Amerikas vital interest, wie der Kongress, allen voran natürlich die Partei des heutigen Präsidenten, ihm zu gegebener Zeit einzuschärfen wusste.
Donnerstag, 20. April 2017
Fac ten Chek oder Die Eskapade
Fac ten Chek war bekannt, dass im Westen eine Lehre kursierte, der zufolge jeder Lebende am Elend seiner Mitlebenden, aber auch der Toten Schuld trug, eine Schuld, die sich nicht auf Verwandte und Genossen begrenzen ließ, nicht auf die Stadt und nicht auf das Land, in dem man geboren war oder in dem man lebte, nicht auf den Kontinent, der einen trug oder auf die Vorgängergeneration, von deren Leistungen man zehrte und deren Schandtaten man auszulöffeln hatte, nicht auf die Generation davor und nicht auf die Jahrhunderte davor, soweit sie der eigenen Geschichte zugerechnet wurden, nicht auf die Zivilisation, der man angehörte, und nicht auf die Menschheit, als deren Teil man sich verstand, eine schlechterdings unbegrenzte, bis an die Grenzen des Universums vorstürmende, vor keiner Lebensform Halt findende Schuld –: ihm war bewusst, dass es sich dabei keineswegs um eine Geheimlehre handelte, eine Verschwörungstheorie oder dergleichen, sondern um das unverrückbare Fundament ihrer Lebensform, das ›eigenste Eigene‹, die Schwäche, die zur Stärke geworden war und sich die Erde untertan gemacht hatte, die jetzt unter der eigenen Stärke litt und die längst dahingeschmolzene oder langsam schwindende Herrschaft über den Rest der Welt – beide Deutungen existierten berührungsfrei neben- und durcheinander – in die Auszeichnung dieser Schuld investierte, in einen Kultus, bei dem, wie zur Zeit der Hexenprozesse, der geringsten Handlung eines Einzelnen, dem Kosmetikkauf eines Schulmädchens, dem Autobahnspurt eines Sportwagennarren, dem Tagebucheintrag eines Bloggers magische Fernwirkungen zugeschrieben wurden mit der Macht, den Gang der Menschheit zu verändern und über das Schicksal der Erde zu entscheiden.
Dienstag, 18. April 2017
Flanke des Entsetzens
– Wohin geht die Türkei?
– Ins Gefängnis.
Manchmal liegt der Schmäh in der Situation, ihn herauszukitzeln bedarf es nur des einfachen Worts. Allenfalls ließe sich eine Beobachtung anschließen, die für alle Vereinfacher gilt, gleich welcher Couleur und welcher Ausstattung:
– Was tut sie da?
– Sie besucht die Verwandtschaft.
Die neue Verwandtschaft ist bereits da, ein sentimentales Wiedersehen wird da gefeiert, Champagner fließt in Strömen und alle guten Freunde sind, wie gerufen, zur Stelle.
Was möchte man hören? Bestenfalls nichts, allenfalls die halbe Wahrheit, die ganze ist konfisziert, sie gehört den Machthabern, die sie nach Gutdünken einschenken oder zurückhalten.
Samstag, 8. April 2017
Narziss(t)enkrieg
Wer die moderne Narrenschrift an der Wand zu entziffern versucht, stößt früher oder später auf den ›Narzisst‹. Ein Groteskwort, kein Zweifel, von bildungsfreien Psychologieprofessoren in den Rang einer Krankheitsbezeichnung erhoben, die seither unerbittlich nach Patienten Ausschau hält, als gäbe es nicht genug davon in der von ihnen betreuten Welt. In diesem Fall ist das Wort die Krankheit und sein öffentlicher Gebrauch eine Epidemie. Der amerikanische Wahlkampf hat das Wort boomen lassen: Narzisst ist, wer nach einem erfolgreichen Unternehmerdasein den vermutlich raffiniertesten Wahlkampf des Jahrhunderts hinlegt und es wider alle Wahrscheinlichkeit schafft, damit Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Das ist doch einmal eine handfeste Auskunft, auf die sich bauen lässt.
Dienstag, 4. April 2017
Die Freiheit des Andersdenkenden
»Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden.« Nun prangt sie wieder, die Rosa Luxemburg-Parole, an Berlins Litfasssäulen, mit Genehmigung der Behörden, wie man annehmen kann, und ein paar Zuschüsse mögen auch geflossen sein. Aber stimmt, was da prangt, als sei es direkt aus dem deutschen Hausschatz der gefühlten Zitate geflossen? Jedenfalls klingt es gut, es klingt tolerant, es klingt sogar, als enthalte es eine Einladung, darüber nachzudenken, wie nahe dem Bankrott eine freie Gesellschaft siedelt, die solche Sätze im öffentlichen Raum präsentiert, als müsse der Bürger von morgens bis abends damit berieselt werden. Warum? Steht er in permanenter Gefahr, den Mitmenschen neben ihm, der eine andere Meinung vertritt, der Freiheit zu berauben, etwa, indem er ihn an der nächsten Polizeidienststelle abliefert? Was würde dort wohl mit ihm geschehen? Kerker? Folter? Schlimmeres?
Donnerstag, 23. März 2017
Sie nennen es Treue
In »LTI – Notizbuch eines Philologen« erwähnt der Dresdner Romanist Victor Klemperer, der 1945 nur knapp der Deportation ins Todeslager entrann, eine Bemerkung des Germanisten Wilhelm Scherer (1841-1886), die ihn während der Nazijahre »frappierte und in gewissem Sinn erlöste«. Klemperer zitiert: »Maßlosigkeit scheint der Fluch unserer geistigen Entwicklung. Wir fliegen hoch und sinken um so tiefer. Wir gleichen jenem Germanen, der im Würfelspiel all sein Besitztum verloren hat und auf den letzten Wurf seine eigene Freiheit setzt und auch die verliert und sich willig als Sklave verkaufen lässt. So groß – fügt Tacitus, der es erzählt, hinzu, ist selbst in schlechter Sache die germanische Hartnäckigkeit; sie selbst nennen es Treue.«
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