Grass schrieb seine überflüssigen Gedanken zu einem Zeitpunkt auf, zu dem die offizielle Politik noch dem Altherrensatz Kinder werden immer geboren anhing und von keiner Alterungsstatistik etwas zu wissen vorgab. Auch das ist bemerkenswert, die verächtliche Vokabel Wurfprämie, vom älteren Lambsdorff der Volksseele eingeätzt, muss wohl als Vorläufer der neueren Herdprämie
gelten, frauenverachtend beide, nur dass die heutige gerade den Typus
Frauen zur Zustimmung nötigt, der damals mit überflüssigen Gedanken
schwanger ging und den Wirtschaftsgrafen mit fortschrittlicher
Geringschätzung strafte. Die Biodeutsche – denn um sie ging und geht es –
durfte sich ein paar Jahre lang unter anderem dem beschwingten Gedanken hingeben, es
könne zumindest dem Boden, der Luft, dem Wasser und der
Kröten-Population guttun, wenn (unter dem Eindruck von weltweiten
Kriegen, Umweltzerstörung und globaler Bevölkerungsexplosion) der
heimische Besiedelungsdruck eine Zeitlang nachließe. Eine allzu grüne
Utopie, folgt man den Verlautbarungen der Partei, die sich selbst Die Grünen nennt und die einmal als Partei der forcierten Einwanderung im Schlepptau der Kanzlerin in die Geschichte eingehen wird. Den Biodeutschen wird nunmehr geraten, Platz zu machen, in ihrem ureigenen
Interesse, das wohl hauptsächlich darin besteht, das Überleben eines
Staates und einer Wirtschaft zu sichern, deren Dynamik dringend der
Entkoppelung niedriger Geburtenraten von ihren sozialen
Folgeerscheinungen bedarf.
Hübscher Rat. Niemand sollte die Untertöne
überhören, die darin mitschwingen. Ein allseits gefürchteter
Ordnungssinn ruft zur Raison. Wann hätte Biodeutschland sich dem
Ruf von Staat und Wirtschaft jemals verschlossen? Sein Leumund steht und
fällt mit dieser ererbten, geächteten, zur Selbstentwürdigung
tendierenden Staatsfrömmigkeit, ergänzt durch eine durch nichts zu
verdrängende Arbeitsbesessenheit, die darauf besteht, dass keine
auffindbare Arbeit ungetan bleibt, auf dass sie nicht aushäusig werde
und sich ihre ›Kräfte‹ in anderen Weltgegenden sucht. An seiner Hässlichkeit werdet ihr es erkennen. Das klingt gut, das klingt noch immer sehr gut, für Daheimgebliebene wie für Zugewanderte, damit lässt sich arbeiten. Dieses Land ist nicht schlecht. Ordentlich peupliert, lässt es sich in ihm aushalten. Die angedachte Rente mit Siebzig wird dafür sorgen, dass der dumme Gedanke,
im Leben vielleicht etwas versäumt und, wie es in einem vergessenen
Traditionsbuch heißt, das Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht
weggegeben zu haben, auch die letzten klaren Momente im irdischen
Beschaffungsdasein seiner Bewohner nicht wirklich verdunkelt. Denn
zweifellos gehört es zum Erstgeburtsrecht des Menschen, Kinder in die
Welt zu setzen und aufzuziehen und nicht, sich das eine wie das andere
von einer primitiven Malocher-Ideologie wegspitzeln zu lassen, vorwiegend um die Taschen der Wenigen zu füllen, die, ganz ohne
Scham und Scharia, sich auch in den Ferienparadiesen dieser Welt bedeckt
zu halten wissen.