Hat eigentlich jemand in der letzten Zeit festgehalten, dass die
Anti-Trump-Kampagne so ungefähr das Verlogenste, Unfairste,
Niederträchtigste und Hinterhältigste ist, was in diesen Wochen und
Monaten durch die Medien rollt? Man kann das ohne die geringste
Sympathie für den Kandidaten der Republikaner feststellen, über
dessen virtuelle, möglicherweise bald schon reale Regierungskünste
die Welt offenkundig genausoviel weiß wie der hiesige
Durchschnittsjournalismus über die Grammatikregeln der ihm von
anderer Seite auferlegten Sprache – nämlich nichts.
Man muss dazu nichts wissen, es genügt das einfache Lesen und Zuhören, um zu begreifen, dass eine als Rassist, Perverser, Schwachkopf, Irrer, Psychopath, Verräter, Sexist, Frauenhasser, überhaupt Hasser, ›Narzisst‹ (immer wieder beeindruckend dieses Wort!), Betrüger, Großmaul, schwaches Ego, von Unterlegenheitsgefühlen gebeutelter, lächerlicher, naiver, bedrohlicher, dämonischer, waffennärrischer, mit allen schmutzigen Wassern gewaschener, patriarchalischer, selbstherrlicher, sprachunfähiger, ungebildeter, unwissender, pöbelnder, sachfremder, den Tod fürs Vaterland besudelnder, auf politischen Mord spekulierender, von sämtlichen guten Geistern, Beratern und Ex-Biographen verlassener Scheinunternehmer, Scheinmilliardär, Scheinkandidat (»Will er überhaupt…?«) und Putin-Double verhöhnte und denunzierte Person, sagen wir … schon über ein ganz eigenes Flair verfügt. Und das, obwohl das tödlichste aller Attribute in der Liste noch gar nicht auftauchte: das Böse.
Man muss dazu nichts wissen, es genügt das einfache Lesen und Zuhören, um zu begreifen, dass eine als Rassist, Perverser, Schwachkopf, Irrer, Psychopath, Verräter, Sexist, Frauenhasser, überhaupt Hasser, ›Narzisst‹ (immer wieder beeindruckend dieses Wort!), Betrüger, Großmaul, schwaches Ego, von Unterlegenheitsgefühlen gebeutelter, lächerlicher, naiver, bedrohlicher, dämonischer, waffennärrischer, mit allen schmutzigen Wassern gewaschener, patriarchalischer, selbstherrlicher, sprachunfähiger, ungebildeter, unwissender, pöbelnder, sachfremder, den Tod fürs Vaterland besudelnder, auf politischen Mord spekulierender, von sämtlichen guten Geistern, Beratern und Ex-Biographen verlassener Scheinunternehmer, Scheinmilliardär, Scheinkandidat (»Will er überhaupt…?«) und Putin-Double verhöhnte und denunzierte Person, sagen wir … schon über ein ganz eigenes Flair verfügt. Und das, obwohl das tödlichste aller Attribute in der Liste noch gar nicht auftauchte: das Böse.
Es handelt sich,
wohlgemerkt, um einen Kandidaten, der, weitgehend an der eigenen
Partei vorbei, bisher jeder negativen Prognose, jeder
pseudointellektuellen Abfertigung zum Trotz sich beim Wahlvolk eine
Ausgangslage verschafft hat, die seine Wahl zum Präsidenten nicht
besonders unwahrscheinlich aussehen lässt. Nicht unwahrscheinlicher
jedenfalls als die seiner von Email-Skandal,
Libyen-Syrien-Verstrickung, unguten Nominierungspraktiken,
Korruptions-Verdächtigungen (Assange jüngst im
Interview) und neuerdings einem ungeklärten Todesfall in ihrer
Partei nicht eben auf Rosen gebetteten Mitbewerberin, die sich
offenbar als fleischgewordene Fortschreibung der geltenden
Weltordnung in den Gemütern beunruhigend phantasiearmer westlicher
Kolumnisten und Parteistrategen einen heilsgeschichtlichen
Extra-Status erworben hat, ohne dass man wüsste woher und wozu.
Ist das noch Hohn?
Ist das noch Denunziation? Lässt es sich, wenigstens ansatzweise,
als Kritik deuten? Es ist vor allem lächerlich. Neben Verstand und
Fairness geht dabei etwas flöten, das man in politischeren Zeiten
als ›Umsicht‹ bezeichnet hätte, also jene politische Tugend, der
alle begehrten skills erst ihre Daseinsberechtigung
verdanken. Aber vielleicht macht sich ebenso lächerlich, wer
inmitten des abrollenden Spektakels ein Wort wie Tugend verwendet,
auch wenn in diesem Zusammenhang weder Keuschheit noch Ehre der Anwärter auf dem Spiel stehen, sondern nur die Erwartungen
gepeinigter Länder und Individuen, von denen es offenbar immer mehr
als genug gibt, um hochmütig darüber wegzuschreiten. Es fällt auf,
dass der mit dem Makel des Bösen geschlagene (und schlagende) Kandidat die
einfühlsameren Worte findet, sobald es um diese Klientel und ihre
Schicksale geht. Genauso fällt auf, dass die Meute sich nichts
angelegener sein lässt als gegen diesen Teil seiner Aussagen
anzuschreien, sie buchstäblich vor Augen und Ohren des Publikums
akustisch zu zerreißen.
Wenn Obama außenpolitisch als Realist, Clinton hingegen als idealistische
Interventionistin durchgeht, wie soll man dann Trumps Ankündigungen
taxieren? Als ökonomischen Nationalismus? Als dämonischen
Multipolarismus? Als unerträgliche Gleichstellung ›guter‹ und
›böser‹ Staaten? Als einseitig an privaten Geschäftspraktiken
orientierte Realpolitik? Als Einsicht in die Notwendigkeit, Amerikas
strategische Partnerschaften auf eine erwartungsbereinigte Basis zu
stellen? Als Verzicht auf das globale Exekutivrecht der Exceptional
Nation angesichts
leerer Köpfe und Kassen und sich verschiebender internationaler
Gewichte? Als Angebot an die
Europäer, das Schicksal ihrer Region in die eigenen Hände zu
nehmen? Mag sein, mag nicht
sein. Auffällig jedenfalls bleibt, dass gerade
Trumps
›umstrittene‹, in beliebiger Zahl und Lautstärke wiederholte
Äußerungen
(Mauer
an der mexikanischen Grenze etc.) sich, nüchtern
betrachtet, kaum von der
gegenwärtigen
Praxis abheben.
Wenn hier ›Populismus‹ im
Spiel ist, dann sicher auf beiden Seiten.
Welchen Grund wohl mögen
europäische Politiker haben, sich mit einer Hast von
der Idee einer
veränderten Lastenteilung im
militärischen Sektor
der westlichen Wertegemeinschaft
zu distanzieren, als hätten
sie sich beim bloßen
Anhören den Magen verdorben
und müssten dringend ins Krankenhaus? Die
Todesmühlen mahlen, die Waffengeschäfte florieren, der Terrorismus,
dessen Bekämpfung dies alles diente, rückt in die europäischen
Städte vor –: Zeit wäre es, öffentlich über eine Politik zu
diskutieren, die diese Situation wissentlich, willentlich und überaus
fahrlässig herbeigeführt hat und, um Nietzsche zu zitieren,
»gleichsam
auf dem Rücken eines Tigers in
Träumen hängend« es
versäumt, von Illusionen Abschied zu nehmen, offenbar, weil selbst
eine illusionäre Politik den Geschäften dienlich ist, denen am Ende
alles dienen muss.
Zur
Wahl, soviel steht fest, werden die Bürger der Vereinigten Staaten
von Amerika aufgerufen. Von einer Beteiligung deutscher Staatsbürger
an der anstehenden Entscheidung ist nichts bekannt. Deutsche mögen
vom politischen Verstand der Amerikaner (und
ihrem eigenen) halten, was
sie wollen – sie
haben keine Wahl.
Sie werden aber mit dem, was sich jenseits des Atlantik glättet oder
zusammenbraut, leben, das heißt zurechtkommen müssen. Ob
hemmungslose Kandidatenbeschimpfung dem dient, ist eine Frage, die
jedem, dem sie im Ernst gestellt werden muss, vor die Füße fällt.
Wer die AfD in Florida zu
bekämpfen glaubt, der sollte besser um
einen Termin beim Therapeuten
nachsuchen.
Apropos: Die American Psychiatric Association, die
Standesgesellschaft amerikanischer Psychiater, hat aus gegebenem Anlass ihre Mitglieder darum gebeten, kühlen Kopf zu bewahren und sich einer jetzt 43 Jahre alten Zunftregel
zu erinnern, Goldwater rule: Es sei nicht nur unethisch, sondern auch unverantwortlich, mittels Fernanalysen in den Kampf um die Macht einzugreifen. Das ist doch
etwas.
Während
der amerikanische Wahlkampf seine karnevalesken Züge auslebt, faselt
sich eine sektiererische,
argumentscheue, parteigängerische
Öffentlichkeit hierzulande
ins gedankliche, politische,
moralische und demokratische Abseits. Das
ist schlimm, das ist geschmacklos, das ist verheerend für die
eigenen Belange in naher Zukunft und es wäre unverständlich, ginge
es dabei mit rechten Dingen zu. Deutschland
im Sommer: ein Land, das seinen Verstand gern in Europa abgäbe, wenn
es denn eine Telefonnummer hätte und Amerika ihn herausrücken
würde.